modale Kadenzen

1 Modale Kadenzen erinnern an die Klauseln der klassischen Vokalpolyphonie.

2 Die Bezeichnungen beziehen sich zwar auf die vier Stimmen des Chorsatzes, konnten aber in allen Stimmen auftreten.

Kennzeichen der Klauseln:

Beispiele

(a) Diskant- und Tenorklausel – (b) Alt- und Bassklausel
(c) Parallelklausel – (d) Landinoklausel – (e) authentischer Ganzschluss aus Klauseln
(f) Oktavsprungklausel

Klauseln (a) Diskant- und Tenorklausel – (b) Alt- und Bassklausel (c) Parallelklausel – (d) Landinoklausel – (e) authentischer Ganzschluss aus Klauseln (f) Oktavsprungklausel


 

Die hier vorgestellten modalen Kadenzen sind nicht die in der klassischen Vokalpolyphonie üblichen. Es handelt sich vielmehr um Kadenzmodelle, die sich an den Klauselwendungen und dem Akkordvorrat der Kirchentonarten orientieren, und daher archaische Kadenzen genannt werden.

3 Entscheidend für die Gestaltung ist das Erreichen der Finalis (1) in der Oberstimme. Im günstigsten Fall geschieht dies schrittweise von oben oder unten (im Ganz- oder vorzugsweise Halbtonschritt). Terz-Sprünge sind möglich, ebenso das liegen bleiben des vorletzten Tones.

4 Der Schlusston (und der Akkord darunter) heißt Ultima, der vorletzte Ton Penultima und der drittletzte Ton Antepenultima.

Der Doppelschritt Antepenultima-Penultima-Ultima entspricht der Folge S D T in der funktionalen Harmonik.

5 Als Penultima kommen in Frage: VII, II, IV und V. Das sind die leitereigenen Dreiklänge, die 2, 7, 6 und/oder 1 enthalten. Ein Penultima-Akkord muss ein Dur- oder Moll-Dreiklang sein. Andernfalls ist er nur mit einer Alteration, die ihn dazu macht, verwendbar.

6 Modale Kadenzen lassen sich in authentische und plagale Wendungen einteilen.

Bei authentischen Wendungen hat die Penultima dominantische Funktion, bei plagalen hingegen subdominantische.

authentisch: V   I und VII   I
plagal: IV  I und II      I

Die authentischen Wendungen entsprechen der Grundkadenz, die plagalen der umgekehrten Kadenz